Am 30. April 2016 wurde in Olten der Schweizer Schriftstellerweg erfolgreich eröffnet. Auf Audiotouren durch die Stadt können 33 Geschichten von zehn Autorinnen und Autoren gehört werden. Es gibt drei grosse Touren der renommierten Schriftsteller Alex Capus, Franz Hohler und Pedro Lenz.
Wer Olten hört, denkt zuerst an den Bahnhof. Olten wird als Eisenbahnerstadt wahrgenommen. Mehr als Durchschnitt liegt da nicht drin. Es dürfte auch niemanden interessieren, dass in Olten der Wurstsalat erfunden wurde. Denn dank der zentralen Lage tagten schon vor hundert Jahren zahlreiche Verbände und Vereine in Olten. Die mussten günstig verpflegt werden. Vielleicht wird Olten mit Eishockey in Verbindung gebracht. Der EHCO ist einer der führenden Klubs der zweithöchsten Spielklasse und spielt regelmässig vor fast 4000 Zuschauern. In der Kultur «spielt» die Stadt aber längst in der obersten Liga. Das Stadttheater lockt mit einem ausgesuchten Programm Besucher aus Zürich, Basel oder Bern an. Es gibt zahlreiche Kleintheater und Veranstaltungsbühnen. Und es gibt die Oltner Kabarett-Tage. Jeweils im Mai, heuer zum 30. Mal, wird mit dem Cornichon der bedeutendste Schweizer Kabarett-Preis verliehen.
Von Munzinger zu Capus
Es lohnt auch ein Blick zurück in die Vergangenheit. Josef Munzinger lebte in Olten und wurde 1848 als einer der ersten Bundesräte des Schweizer Bundesstaates gewählt. Sein Sohn Werner war Afrikaforscher und die Vorlage zu Alex Capus’ viel beachtetem Debütroman «Munzinger Pascha». Da wären wir bei der Literatur. Es gibt wohl keine andere Stadt mit dieser Dichte an Dichtern wie Olten: Peter Bichsel, Alex Capus, Urs Faes, Franz Hohler, Ulrich Knellwolf, Rolf Lappert, Silja Walter, Otto F. Walter, Gerhard Meier oder Pedro Lenz haben oder hatten einen engen Bezug zu Olten. 1971 gründeten Schriftsteller die «Gruppe Olten». Der Walter Verlag gehörte einst zu den führenden Verlagshäusern im deutschsprachigen Raum. Und das Schweizer Buchzentrum wurde 1882 in Olten gegründet. Olten sei eine Literaturstadt, sagt Stefan Ulrich, Geschäftsführer von Olten Tourismus und beim Projekt «Olten Literatour Stadt» an vorderster Front dabei.
«Die Stärke des Schweizer Schriftstellerwegs ist die Authentizität von Olten als Literaturstadt», sagt Ulrich. Mit diesem Angebot könne die touristische Weiterentwicklung der Stadt weiter vorangetrieben werden. Vor allem bei Seminartouristen geniesst Olten einen ausgezeichneten Ruf. Die Übernachtungszahlen sind in den letzten Jahren ständig gestiegen. 2016 wurden beinahe 70’000 Logiernächte registriert. «Mit dem Schriftstellerweg haben wir nun ein weiteres, exklusives Marketinginstrument zur Hand», betont Ulrich.
Erweiterung im März 2017
Der Schweizer Schriftstellerweg ist eine Audiotour. Auf den drei grossen Touren können jeweils acht Geschichten von Alex Capus, Franz Hohler und Pedro Lenz gehört werden. Von letzterem werden die Geschichten auch in Mundart zu hören sein. Die Autoren haben ihre Texte selber eingelesen. Parallel zu den drei grossen Touren wurde eine sogenannte «Literathek» lanciert, die ein breites Spektrum des literarischen Schaffens – nicht nur in Olten – an verschiedenen Standorten sicht- und hörbar machen. Da sind beispielsweise die Slam-Poeten Kilian Ziegler und Lisa Christ zu hören.
«Der Schweizer Schriftstellerweg ist so konzipiert, dass er jederzeit ausgeweitet werden kann», sagt Stefan Ulrich. Zum 30-Jahr-Jubiläum der Oltner Kabarett-Tage etwa wird am 11. März 2017 der «Quai Cornichon» eingeweiht, auf welchem ab Anfang Mai 2017 die satirischen Geschichten der Gewinner der letzten 30 Jahre des Schweizer Kabarett-Preises Cornichon zu hören sein werden.
Ebenfalls im Mai 2017 werden drei neue LiteraThek-Standorte eingeweiht, mit Geschichten von Bänz Friedli, Madeleine Schüpfer und Michelle Steinbeck.
pd