Kein Spitaltourismus feststellbar

    Die Bevölkerung in der Nordwestschweiz lässt sich bei gesundheitlichen Problemen grösstenteils vor Ort behandeln. Es findet kein Spitaltourismus statt. Diese Erkenntnis liefert eine Projektarbeit, die während drei Jahren (2011 bis 2013) die Patientenströme in der Nordwestschweiz untersucht hat. Die Region ist medizinisch betrachtet ein weitgehend geschlossenes Versorgungssystem. Nun beabsichtigen die Kantone Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Solothurn auch in Zukunft die Versorgungsplanung zu koordinieren.

    (Bild: Walter Ryser) Die Bevölkerung in der Nordwestschweiz bevorzugt bei gesundheitlichen Problemen die Behandlung in einem nahegelegenen Spital.

    Die Abwanderung aus der Nordwestschweiz blieb für alle Versorgungsbereiche (Akutsomatik, Psychiatrie, Rehabilitation und ambulante Versorgung) über die Jahre 2011 bis 2013 konstant und bewegt sich im einstelligen beziehungsweise knapp zweistelligen Prozentbereich. Insbesondere die Region nördlich des Juras ist eine weitgehend in sich geschlossene Planungsregion. Die Gebiete südlich des Juras zeigen insofern ein anderes Bild, als die aargauischen Kantonsangehörigen je nach Wohnort auch die Versorgungsangebote in den Kantonen Zürich, Luzern und Zug nutzen und die solothurnischen Kantonsangehörigen die Versorgungsangebote im Kanton Bern. Die Kantone Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Solothurn beabsichtigen auch in Zukunft, die Versorgungsplanung unter Berücksichtigung der jeweiligen kantonalen Besonderheiten zu koordinieren.

    Veränderungen der Marktanteile
    Im Zusammenhang mit der KVG-Revision beziehungsweise der freien Spitalwahl lassen sich in der akutstationären Versorgung Veränderungen der Marktanteile zugunsten kleinerer, spezialisierter Leistungserbringer ausmachen. Insbesondere die Kantonsspitäler verzeichnen einen leichten Rückgang des Marktanteils zwischen 2011 und 2013. Die Erreichbarkeit in der Versorgung ist über alle untersuchten Bereiche in allen Kantonen als sehr gut zu bezeichnen. In der Notfallversorgung erreichen über das gesamte Versorgungsgebiet hinweg 91.7 Prozent der Bevölkerung innerhalb von 15 Minuten eine Notfallstation.

    Grundsätzlich kann für alle Versorgungsbereiche in der Nordwestschweiz eine steigende Tendenz der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen festgestellt werden. Teilweise kann diese Tendenz durch das Bevölkerungswachstum sowie durch die älter werdende Bevölkerung erklärt werden. Sie lässt sich erfahrungsgemäss auch aus einem grundsätzlich steigenden Bedürfnis der Bevölkerung nach Gesundheitsleistungen ableiten. Die Zahl der akutsomatischen Hospitalisationen von Einwohnernder Nordwestschweiz stieg von 2011 bis 2013 jährlich durchschnittlich um 2.5 Prozent auf 213‘665 Fälle.

    Mehr psychiatrische Leistungen
    Betrachtet man die Inanspruchnahme psychiatrischer Leistungen, so zeigt sich ein kontinuierlicher Anstieg der Hospitalisationen von Nordwestschweizer Patienten von 12‘169 Fällen im Jahr 2011 auf 13‘151 Fälle im Jahr 2013. 88.8 Prozent der Behandlungen erfolgten 2013 im Versorgungsgebiet Nordwestschweiz. In der stationären Rehabilitation wurden 2013 insgesamt 14‘275 Fälle verzeichnet. Die Nachfrage ist gegenüber 2011 (14‘047 Fälle) weitgehend stabil geblieben. 86,8 Prozent der Patienten liessen sich innerhalb des Versorgungsgebietes behandeln, hauptsächlich in Kliniken im Kanton Aargau. Insgesamt stieg die Zahl der von den Nordwestschweizer Patienten nachgefragten Grundleistungen (Summe der Konsultationen und Hausbesuche) zwischen 2011 und 2013 von 10.0 Mio. auf 10.9 Mio. (+8.6 Prozent). 93.6 Prozent der Nordwestschweizer Patienten nahmen 2013 ambulante Grundleistungen innerhalb des Versorgungsraumes in Anspruch.

    Walter Ryser

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