Unsere Freiheit gegen den Woke-Wahnsinn verteidigen


    Kolumne


    Winnetou-Bücher werden eingestampft. Weisse Musiker mit Dreadlocks werden von der Bühne geholt. Dies alles im Namen der «Wokeness» – einer gefährlichen Modebewegung, die unsere freiheitlichen Werte bedroht.

    (Bild: zVg) Dr. Adrian Schoop ist Unternehmer und FDP-Grossrat.

    «Woke» ist das Wort der Stunde, oder besser: das Unwort der Stunde. Bis vor kurzem wussten wohl nur die wenigsten, was der Begriff bedeutet. Heute ist er in aller Munde. Entstanden ist er in Amerika und meint ein «erwachtes» Bewusstsein für (angeblich) unsoziale Zustände und für Rassismus. Längst ist daraus aber mehr geworden: Unter dem Vorwand der «Wokeness» gehen militante linke Minderheiten gegen alles vor, was ihnen ideologisch nicht in den Kram passt. Dabei argumentieren sie gerne damit, dass irgendwelche «Gefühle» von irgendjemandem verletzt würden.

    Fanatischer Gefühlsterror
    Als die Band «Lauwarm» in einer linksalternativen Berner Beiz mitten im Konzert von der Bühne geholt wurde, wurde dies damit begründet, einigen Zuschauern sei es «unwohl» gewesen, weil ein weisser Musiker Dreadlocks trug. Dasselbe passierte, als der Ravensburger Verlag seine Winnetou-Kinderbücher vom Markt nahm. Auch er argumentierte, dass die Gefühle nicht genannter Dritter verletzt worden seien. Die «Neue Zürcher Zeitung» sprach deshalb vom «Gefühlsterror fanatischer Minderheiten».

    Die Angst vor dem Shitstorm
    Tatsächlich müssen wir uns fragen, wie es soweit kommen konnte, dass eine so edle und friedliebende Figur wie Winnetou, die Generationen von Lesern und Filmzuschauern fasziniert, der (Selbst-)Zensur zum Opfer fallen konnte. In Umfragen zeigt sich, dass die überwiegende Mehrheit dafür kein Verständnis hat. Trotzdem gelingt es einer zahlenmässig kleinen, aber lautstarken Minderheit, solchen Druck zu erzeugen, dass die Verantwortlichen nachgeben. Die Angst vor einem Shitstorm beeinflusst zunehmend das Handeln von Politikern und Unternehmen.
    Einen weiteren Grund dafür, dass sich der Woke-Wahnsinn derart verbreitet, sehe ich darin, dass gerade in kulturellen Organisationen selbst viele Linke sitzen, die das Gedankengut der Woke-Bewegung teilen. Ironie der Geschichte: Betroffen von der Intoleranz der Woke-Apostel sind darum oft linke Gesinnungsgenossen – wie die Bandmitglieder von «Lauwarm» oder der österreichische Musiker Mario Parizek, der in Zürich ebenfalls wegen seiner Frisur ausgeladen worden war.

    Cancel Culture auf dem Vormarsch
    Der jüngste Schrei im Woke-Universum ist der Vorwurf der «kulturellen Aneignung». Er traf sogar die bekannte Komikerin Nadeschkin (vom Duo Ursus und Nadeschkin), weil sie bei ihren Auftritten eine Perücke trägt.
    Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der «Cancel Culture»: Damit ist das Ausschliessen und «Auslöschen» von unliebsamen Meinungen, Personen und Organisationen gemeint. Längst greifen die modernen Zensoren auch in historische Werke ein – so darf etwa Astrid Lindgrens «Negerkönig» nicht mehr so heissen, wie ihn die über alle Zweifel erhabene Autorin dem Sprachgebrauch ihrer Zeit entsprechend nannte.

    Nein zur Gesinnungspolizei
    Die Ideologie der Wokeness und der Cancel Culture gefährden unsere liberalen Grundwerte. Denn sie greift den Kern unserer offenen Gesellschaft an, in der jeder denken und sagen darf, was er will. Die Grenzen des Erlaubten definiert der Rechtsstaat. Wir brauchen keine selbsternannte Gesinnungspolizei, die im Namen von Toleranz und Antirassismus selbst intolerant und rassistisch wird.
    Was können wir dagegen tun? Ich wünschte mir, dass wir wieder mehr Mut zur offenen Debatte haben. Diskutieren wir hart, aber fair; leidenschaftlich, aber mit Respekt vor dem Andersdenkenden. Wir können über alles diskutieren, auch über den edlen Winnetou und über die Filzlocken von Musikern. Aber das darf nicht dazu führen, dass wir unsere Kultur beschneiden und unliebsame Meinungen und Personen «canceln», also löschen. Dieses Wort sagt eigentlich alles.
    Stehen wir also gemeinsam ein für eine Kultur der Vielfalt, nicht der Einfalt. Howgh!

    Vorheriger ArtikelBund und Kantone planen trotz grosser Gesundheitsrisiken die nächste «Impfkampagne»
    Nächster Artikel«Von der Chancengleichheit noch weit entfernt!»